Bürgergeld-Bingo?

„Wie würden Sie von 502 Euro leben?“ oder noch besser: "Wie würde ich von 502 Euro einen Monat lang leben?" Philip Büttner ist wissenschaflicher Referent für den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Evang.-Luth. Kirche in Bayern und hat das "Bürgergeld-Bingo" entwickelt - welches dazu einlädt, sich einmal vorzustellen, wie es wäre, mit dem gesetzlichen Existenzminimum auskommen zu müssen.

 

Coverbild des Bürgergeld-Bingo zum Eintragen der einzelnen Summen in zwölf unterschiedliche Bedarfsfelder von Ausgaben für Ernährung über Bildung bis Wohnen.

502 Euro – das ist aktuell der monatliche Bürgergeldsatz eines hilfebedürftigen, alleinlebenden Erwachsenen ohne Miete und Heizung. Aufgabe ist es, diese Summe auf die verschiedenen Bedarfe des Lebens zu verteilen. Die Spieler*innen können ihre Ausgaben in eine bunte Torte mit zwölf Bereichen eintragen. Das verfügbare Geld verringert sich mit jeder Ausgabe.

Von 502 Euro muss man sich ernähren, Kleidung kaufen, die Stromrechnung begleichen, den öffentlichen Nahverkehr nutzen, Beiträge für Versicherungen, Vereinsmitgliedschaften oder Fortbildungen bezahlen, Zuzahlungen für Medikamente leisten, Telefon- und Internetkosten stemmen … und vieles mehr. Auch an Anschaffungs- und Reparaturkosten ist zu denken, etwa für den Ersatz des alten PCs, für ein neues Bett oder die Reparatur der Waschmaschine.

Je konkreter man das Bürgergeld auf einzelne Ausgaben herunterbricht und mit den persönlichen Ausgaben im realen Leben vergleicht, desto klarer wird einem, wie viel – oder besser gesagt: wie wenig – 502 Euro eigentlich sind. Schnell gerät man bei dem Spiel ins Minus und muss sich überlegen, worauf man noch verzichten kann, und die Ausgaben korrigieren.

Erst wenn man das fast Unmögliche schah und bei genau 0 Euro ankommt, heißt es „Bingo!“. Die Spieler*innen erhalten dann eine Übersicht, wie ihre Ausgaben von den vorgesehenen Teilbeträgen im Regelsatz abweichen. Sie erhalten außerdem die gemeinsame Stellungnahme von Diakonie, Armutsnetzwerk, KWA und kda: „Das Bürgergeld reicht nicht!“

Beim echten Bingo spielt man mit zufällig ausgewählten Zahlen. Beim Bürgergeld-Bingo hat man es ebenfalls teils mit Zahlen zu tun, die wie zufällig festgesetzt wirken: 5,80 Euro am Tag für die gesamte Ernährung? 2 Euro im Monat für Bildung? Das Spiel führt zur Forderung einer neuen, realitätsnäheren Berechnung des sozio-kulturellen Existenzminimums.

Bürgergeld-Bingo ist ein Empathie-Spiel, zu dem wir insbesondere Menschen mit gesichertem Einkommen herzlich einladen wollen. Das Spiel macht spürbar, wie lückenhaft das Existenzminimum in Deutschland ist. Wir hoffen, damit auch einen Impuls in der aktuellen, oft polemisch geführten Debatte zur Höhe des Bürgergeldes zu setzen. (Quelle: Sinn des Spiels / Pressekonferenz zum Bürgergeld-Bingo)

 

Der Link zum Spiel: http://www.buergergeld-bingo.de/

 

Weitere Informationen zu dem Thema:
https://www.kwa-ekd.de/blog/2023/10/buergergeld-bingo/

https://kda-bayern.de/buergergeld-bingo/